Jedermann-Zehnkampf in Wien Favoriten

3 und 4. Juni 2006


meine Bewerbe:

Bewerb Leistung Punkte
100 m Lauf 20,09 sec 397
Weitsprung 3,37 m 515
Kugel 6,46 m 503
Hochsprung 1,61 m 914
Diskus 15,59 m 369
Stabhochsprung 2,15 m 581
Gesamt (aus 6 Bewerben): 3278 Punkte

Bewerbe von Andreas Jerabek:

Bewerb Leistung Punkte
Weitsprung 3,23 m 483
Kugel 8,09 m 678
Hochsprung 1,49 m 739
Diskus 21,80 m 536
Speer 23,73 m 538
Gesamt (aus 5 Bewerben): 2973 Punkte

 

Bericht:

Im Jedermannzehnkampf nahm ich nach dem letzten Jahr zum zweiten Mal teil. Unsere Gruppe - die Versehrtengruppe oder auch Integrationsgruppe - hatte eine etwas andere Reihenfolge der Bewerbe als beim echten Zehnkampf. Am ersten Tag fanden der 100 m Lauf, das Diskuswerfen, der Stabhochsprung, das Speerwerfen und der 400 m Lauf statt. Am Sonntag blieben dann noch 110 m Hürden, Weitsprung, Kugelstoßen, Hochsprung und 1500 m. In unserer Gruppe war es möglich, sich bestimmte Bewerbe auszusuchen, die restlichen übernahm ein Sportstudent. Jeder Versehrtensportler bekam auf Wunsch einen Partnersportler zugewiesen. Mein Partnersportler war Mario Margreiter. Er ging im Speerwerfen, über 400 m, 110 m Hürden und 1500 m an den Start. Ich versuchte mein Glück in den anderen Bewerben. Leider war das Wetter in diesem Jahr nicht gerade das beste. Als Partnersportler von Barbara Haidegger ging der Freestyler Christian Rijavec an den Start.

Seit einem Jahr gibt es einen zweiten oberschenkelamputierten Athelten, der bei vielen Bewerben mit dabei ist und mir ein wenig Gesellschaft leistet. Leider war ich ja lange Zeit in Österreich der einzige Athlet meiner Klasse in den Sprungbewerben. Andreas Jerabek ging in 5 Bewerben an den Start, die restlichen übernahm sein Partnersportler Sebastian Gruber.

100 m

Mit diesem Bewerb begann der Jedermannzehnkampf. Wie im letzten Jahr wählten wir die Richtung so, dass wir den Wind im Rücken hatten. Ich schaffte im letzten Jahr eine Zeit von 20,10. In diesem Jahr blies der Wind jedoch um einiges stärker als 2005. Ich konnte mich nur um eine einzige, winzige hundertstel Sekunde steigern. Mit ein Grund dafür war wohl, dass ich einige Male während dem Lauf ein bisschen ins Stolpern kam. Ich hatte bei weitem kein so gutes Gefühl wie beim letztjährigen 100 m Lauf.

Sebastian Gruber lief die 100 m für Andreas Jerabek in 12,38 Sekunden. (579 Punkte)

Diskus

Letztes Jahr war ich mit der Punkteausbeute im Diskuswerfen nicht sehr zufrieden. Mein Partnersportler gab natürlich sein Bestes, und ich mache ihm klarerweise auch keinen Vorwurf, doch das Punktesystem ist doch total anders. Ich wagte mich also auch unter die Diskuswerfer. Dummerweise hatte ich beim Probeversuch den bei weitem besten Versuch. Ich war sehr überrascht, als ich fast bis zur 20 m Marke hinwarf. Im Bewerb gelangen mir dann nur magere 15.59 m.

Andreas Jerabek erreichte hier 21,80 m.

Speer

Diesen Bewerb übernahm mein Partnersportler Mario. Er erreichte ausgezeichnete - und für mich überraschende - 33,67 m. Diese Leistung brachte 352 Punkte.

Andreas Jerabek warf den Speer auf 23,73 m.

Stabhochsprung

Zum zweiten Mal nahm ich im Stabhochsprung an einem Bewerb teil. Vor einem Jahr schaffte ich eine Höhe von 1.95 m. Dieses Jahr wollte ich mich steigern. Unsere Gruppe konnte wählen, bei welcher Anlage wir springen wollten. Ich stimmte für jene, die direkt vor der Tribüne eine ausgezeichnete Möglichkeit für Zuseher bot, sich diesen Bewerb anzuschauen. Der Nachteil aber war, dass wir hier Gegenwind hatten. Im Stabhochsprung ist die Geschwindigkeit im Anlauf von extremer Bedeutung. Je schneller man ist, desto höher kann man den Stab nehmen und desto höher kann man sich auch hinauf katapultieren. Ich nahm als einziger Versehrtensportler am Stabhochsprung teil, alle anderen überließen diesen Bewerb ihren Partnersportlern.

Einige Partnersportlerinnen stiegen schon bei 1.35 m ein. Mir war klar, dass Höhen wie diese noch kein Problem für mich darstellten, ich wollte aber viele Sprünge machen und entschied mich deswegen, auch schon bei 1,35 m in den Bewerb einzusteigen. Prompt verzeichnete ich auch gleich einen Fehlversuch. Auch 1,55 m schaffte ich erst im zweiten Versuch. Beim 2. Versuch über 1,75 m passierte etwas Seltsames. Ich war mit der Geschwindigkeit an der Grenze, ich konnte mich zwar hochkatapultieren, der Schwung, um dann aber auch in der Matte zu landen, der fehlte mir jedoch. Trotzdem konnte ich mich in der Luft halten. Ich verharrte sicher mehr als eine Sekunde reglos, an der freien Stange hängend, in der Luft. Nun war es an der Zeit, mich hinter der Latte auf die Matte fallen zu lassen. Das gelang mir auch. Dieser Versuch muss spektakulär ausgesehen haben. Da die Entfernung der Ständer haargenau stimmte, konnte ich also die nächste Höhe (1,95 m) in Angriff nehmen. Hier hatte ich eine Schrecksekunde zu überstehen. Die Geschwindigkeit im Anlauf reichte nicht ganz aus. Der Stab legte, kurz bevor er die Senkrechte erreicht hatte, den Rückwärtsgang ein. Ich landete genau dort, wo ich abgesprungen war, am Tartan. Den Sturz aus etwa zwei Metern Höhe fing ich mit der linken Rumpfseite ab. Zum Glück hielt ich mich weiter am Stab fest, sodass dieser den Fall stark verlangsamte. Im zweiten Versuch schaffte ich dann aber auch die 1,95 m. Bei 2,15 m schien vorerst alles so, als wäre ich ausgeschieden. Ich riss dreimal. Doch besagen die Regeln des Jedermann-Zehnkampfs (offiziell gibt es sowas aber natürlich nicht), dass jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin in einem der 10 Bewerbe einen zusätzlichen Versuch hat, auch wenn man eigentlich schon ausgeschieden wäre. Diesen "Joker" setzte ich nun beim Stabhochsprung ein. Auf einmal meisterte ich die 2,15 m souverän. Vielleicht war der Grund dafür der, dass ich mir nun mein Oberteil des Trainingsanzugs ausgezogen hatte. Erst die 2.35 m stellten dann eine unüberwindbare Höhe dar. Ich weiß jetzt, dass die Ständer bei mir "auf 10" stehen müssen. Was das genau heißt, weiß ich leider nicht. Ich habe bei meinen letzten Versuchen den Stab in einer Höhe von 3.10 m gegriffen. Dazusagen muss man hier aber, dass Gegenwindverhältnisse herrschten.

Sebastian Gruber schaffte auch noch 2,55 m und erreichte hier 253 Punkte.

400 m

Diesen Bewerb übernahm Mario, mein Partnersportler. Er erzielte eine Zeit von 57,81 Sekunden. Mario entpuppte sich als ausgezeichneter Läufer. 491 Punkte kamen hier auf unser Konto.

Sebastian Gruber erkämpfte mit 1:02,45 weitere 334 Punkte für das Konto von Andreas Jerabek und ihm.

110 m Hürden

Diesen Bewerb übernahm Mario, mein Partnersportler. Er erzielte eine Zeit von 15,76 Sekunden. Mit dieser Zeit war er, wie schon im 400 m Lauf, der Schnellste in unserer Gruppe. Hervorragende 761 Punkte gab es für diese Glanzleistung.

Für Sebastian Gruber kamen hier 17,90 Sekunden in die Wertung, das bedeutete 534 Punkte.

Weitsprung

Mein erster Bewerb am zweiten Tag war der Weitsprung. Leider herrschte wieder starker Gegenwind bei unseren Sprüngen und ich konnte nicht an meine Bestleistung herankommen. Glück hatte ich mit dem Anlauf. Trotz des Gegenwindes traf ich den Balken bei jedem Sprung. Ohne Wind wären wohl einige Sprünge übertreten gewesen. Im zweiten Versuch verschenkte ich keinen Zentimeter und erreichte 3,37 m; auch wenn ich das Gefühl hatte, eigentlich gar nicht richtig abgesprungen zu sein.

Andreas Jerabek hatte stark mit den ungünstigen Windbedingungen zu kämpfen. Er verschenkte bei jedem Sprung viel, traf nie den Balken und erzielte in seinem besten Versuch 3,23 m.

Kugel

Im Gegensatz zum Vorjahr ging ich diesmal ohne Prothese an den Start. Meine Startklasse stößt mit der 6 kg Kugelt. Das Stoßen mit einer Krücke hat sich für mich als recht günstig erwiesen, da ich doch ein bisschen die Möglichkeit habe, mich mit dem linken Bein abzudrücken, auch wenn ich mit der rechten Hand stoße. Da ich das Kugelstoßen kaum trainiere, war ich technisch auch nicht sehr ausgereift, was die unterschiedlichen Weiten der drei Versuche ein wenig erklärt. Ich ersten Versuch landete die Kugel schon bei 5,58 m. Daraufhin änderte ich die Standposition im Ring. Ich vergrößerte den Abstand zwischen Bein und Krücke um einiges. So erhoffte ich mir, der Kugel mehr Fahrt mitgeben zu können. Und es klappte hervorragend; 6,46 m, fast ein Meter weiter. Damit übertraf ich auch meine Weite aus dem Vorjahr um mehr als einen halben Meter. Im letzten Versuch riskierte ich. Ich probierte eine Art Anlauf, doch machte sich die Kugel selbständig. Ich konnte die 6 kg nicht am Hals fixieren. Keine 6 Meter im dritten Versuch.

Andreas Jerabek riskierte gleich im ersten Versuch voll. Leider konnte er den Ring nicht in Ruhe verlassen, der Versuch war also ungültig. Im zweiten Versuch kamen ordentliche 8,09 m in die Wertung. Schließlich riskierte Andreas im letzten Durchgang wieder alles, konnte den Stoß aber leider wieder nicht stehen.

Hochsprung

Der letzte Bewerb für mich war der Hochsprung. Ich stieg wie im Vorjahr bei 1.53 m ein. Anders als im letzten Jahr hatte ich aber schon bei 1,57 m Probleme. Erst im dritten und letzten Versuch schaffte ich diese Höhe knapp. Beim 2. Versuch über 1.61 m merkte ich, wie der Anlauf mal wieder nicht wirklich stimmte. Trotzdem schaffte ich es, mich in die Höhe zu katapultieren und die Latte blieb liegen. Im Gegensatz zum letzten Jahr waren heuer die 1.65 m nicht mehr möglich.

Andreas Jerabek erreichte eine für ihn großartige Höhe von 1,49 m. Es schien schon fast so, als würde er bei 1.37 m ausscheiden, doch seine nerven hielten und er schaffte diese Höhe im letzten Versuch.

1500 m

Diesen Bewerb übernahm Mario, mein Partnersportler. Er erreichte eine Zeit von 5:20,25. Wieder war er mit dieser Zeit ganz vorne dabei und wurde nur vom Rollstuhlfahrer Sepp Loisinger geschlagen. Zum Abschluss gab das noch 449 Punkte.

Sebastian Gruber schaffte eine Zeit von 5:39,00. Die 357 Punkte zum Abschluss ergaben für das Duo Andreas Jerabek / Sebastian Gruber 5030 Punkte.



Insgesamt erreichten Mario und ich ausgezeichnete 5331 Punkte. Das ergab in der Endabrechnung in unserer Gruppe den 3. Platz. Mehr möglich wäre sicher im Diskuswerfen, wo der Diskus bei jedem Versuch ziemlich flatterte. Auch im Weitsprung ließ der Gegenwind diesmal keine Rekordsprünge zu. Im Hochsprung verschenkte ich 4 cm gegenüber dem Vorjahr. Mario meinte, er hätte die 400 m und vor allem aber die 1500 m eine Spur schneller laufen können. Das Limit ist also noch nicht erreicht und ich freue mich schon auf das nächste Jahr.